Freitag, 13. Februar 2015

"Die Zahnfee" - Darum brauche ich eine Zahnzusatzversicherung. Eine Geschichte (Fundstück auf Rechner aus 2007)

Neulich im Kino, ich habe einen Film geguckt, einen spannenden, aber ich weiß nicht mehr welchen. Hab´s wohl verdrängt. Es war Sneak Preview Night, der Eintritt war günstig, man kauft ja die Katze im Sack, ungefähr so wie hier, aber ich musste diesen Abend teuer bezahlen. „Ab 18“ ich dachte noch „so so“ am Eingang drückte mir die freundliche Einlasskontrolleurin eine 3D Brille in die Hand und ich so „Yeaa“.

Meine Freundin folgte mir folgsam Reihe 13 Sitz 11 und 12. Wir waren zu spät. Das Quiz hatte schon begonnen. Das menschliche echtzeit-Quiz-Moderatorenpaar hatte die umfangreichen Begrüßungsfloskeln schon hinter sich gelassen und wartete auf Antworten zu ihrer Frage. Ich wusste die Frage nicht. Das Moderatoren-Mädchen machte ein Kommentar zu unserem zu späten erscheinen. Das macht sie immer aber alle lachen immer wieder denn es klingt jedes Mal fast so gut wie bei Hape Kerkeling. Schräg hinter uns ertönt eine Stimme „Nicole Kidman“ sagte diese „das ist leider falsch“ entgegnet das Moderatoren-Mädchen. „Katie Homes“ schreit ein junger Mann aus der 2. Reihe – alle lachen. Kopfschütteln vom Moderatoren-Paar. Meine Freundin meldete sich daraufhin zu Wort – „Penelopez Cruz!“. Jaaa, sie hatte gewonnen. Eine Tüte Popkorn. Hurra. So ging es fast jedes Mal, meine Freundin weiß alles, normalerweise sogar die Frage.

 Nach drei weiteren Fragerunden die meine Freundin aus ernährungsgründen ignorierte schmiss der Moderatoren-Mann Tüten voll Süßigkeiten in die Menge, dafür war er wohl da denn das Moderatoren-Mädchen konnte nur bis Reihe 5 werfen. Eine ältere Frau bekam eine Tüte Lakritzschnecken mitten ins Gesicht und wurde zornig. Sie verließ den Saal und entging so wohl knapp einer Herzattacke. Meine Freundin kam mit einer großen Tüte Popkorn zurück. Süß oder salzig, es ist immer eine schwere Frage ich will immer beides aber das gibt es nicht. Die Kosten unserer Kinotickets haben wir damit fast wieder raus und sind glücklich.

 Während der Werbung machen wir unsere Cola Flaschen von Edeka auf und freuen uns, dass wir es bei diesem Wetter doch noch vor die Tür bis ins Kino geschafft haben. Der Film geht los. Wir setzten die Brillen auf und finden es schade, dass wir keinen Joint geraucht haben aber das ist kein Wunder, denn wir kennen gar keinen Drogendealer.

Auf ein Mal sind wir in einem Krankenhaus ein Mann kommt rein und schneidet an den Menschen, die in den Betten liegen rum. Blut spritzt, die Menschen verlassen das Kino. Mit zehn anderen Kino-Besuchern verfolgen wir den Film weiterhin. Wie die Handlung ist kann ich nicht wiedergeben denn der Film war gruselig. Ich war mitten drin. Nur manchmal wenn sich in der Popkorntüte die Fingernägel meiner Freundin in meine Hand bohrten wurde ich auf erschreckende Weise in die Realität zurück geholt. Die Tüte wurde leerer aber man will immer mehr. Warum hat sie keinen Eimer bestellt, das wäre doch auch als Gewinn drin gewesen. Ich esse die Kerne. Gerade als sich auf einem dunklen Flur der Feind schleichend nähert verkrampfe ich mich wieder es macht ein Geräusch in meinem Kopf und mein halber Zahn fällt mir zusammen mit dem Maiskorn aus dem Mund. Ich warte auf Schmerz aber der Schmerz kommt nicht. Ich drehe mich um zu meiner Freundin, die versteinert da sitzt, sie muss doch fühlen, was in mir vor geht!

Ich zeige ihr Zahn und Mais in meiner Hand. Sie nimmt die Brille ab, schaut mich mit großen Augen an, die Situation ist ihr wohl nicht geheuer sie hält mich für einen Zombie. Soll ich laut um Hilfe rufen, was ist nötig und angemessen ich weiß es nicht. Meine Freundin sagt, dass wir den Film zu Ende gucken können, es tue ja nicht weh. Mein Adrenalinspiegel steigt ich denke an den Zahnarzt, die Schmerzen und die Rechnung. Der Film tangiert mich nicht mehr. Ich verfluche das Popkorn und alles, woran ich denken kann.

Als der Film zu Ende ist geben wir schweißgebadet die 3D Brillen ab. Wir bestätigen uns, dass dies das krasseste Erlebnis seit dem Sprung vom 3-Meter Brett in der 4. Klasse war und ich formuliere schon mal den Text, mit dem ich gleich auf Facebook mit diesem heftigen Krankenhaus-Blut-Zombie Erlebnis prahle. Vorher muss ich natürlich noch zum Zahnarzt. Zum Notdienst. Als Hypochonder bin ich darüber im Bilde, wo sich dieser befindet.

Meine Freundin kann mich überzeugen, doch nach Hause zu gehen, es ist ja nicht weit. Durch die Nacht gehen wir heim, jederzeit könnte ein Zombie hinter einer Ecke warten aber ich fühle mich stark genug, ihm entgegen zu treten. Einen Moment überlege ich, den Zahn unter´s Kopfkissen zu legen. Wenn meine Freundin vorbereitet gewesen wäre hätte sie in ihrer mütterlichen Art sicherlich die Zahnfee gespielt. Ob es im Hessischen Raum auch die Zahnfee gab? Wir haben nie darüber gesprochen, wie wenig wir doch voneinander wissen. Was für ein Präsent wäre wohl angebracht für einen halben Zahn?

Ich fürchte mich vor dem Gedanken, dass mir der Zahnarzt auch noch die andere Hälfte zieht. Ich google „halber Zahn abgefallen“ und weiß nun, dass dies erst der Anfang vom Ende ist. Ich informiere mich noch über Brücken, Kronen und Implantate, dann gehe ich schlafen es ist halb drei. Als „Notfall“ komme ich am nächsten morgen zügig dran, so früh bin ich noch nie aufgestanden.

Dr. Andrac erklärt mir, dass dieser Zahn schon lange porös war und hier wohl eine Wurzelbehandlung erforderlich sei. Seine Praxis ist zwar mit viel modernen Schnick Schnack ausgestattet, jedoch sind die einzelnen „Behandlungsräume“ nur mit einem Vorhang von einander getrennt. Fortsetzung folgt. Vielleicht. Oder Wissenswertes zum Thema Zahnzusatzversicherungen. ….